12
Dezember
2023
|
09:43
Europe/Amsterdam

Hausbau: Nur 17 % der Österreicher:innen sorgen sich um negative Auswirkungen auf Klima- und Bodenschutz

Velux Studie: Welchen Stellenwert haben Nachhaltigkeit und Umweltschutz beim Hausbauen in Österreich?

  • Herausforderungen beim Hausbau: Nur 17 % der Österreicher:innen sehen Klima- und Bodenschutz als große Hürde – für 24 % hat Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert
  • Wissen begrenzt: Lediglich ein Drittel ist sich den negativen Umweltfolgen durch Bodenversiegelung wirklich bewusst
  • Finanzielle Bereitschaft gering: 14 % sind vollends dazu bereit, mehr Geld für nachhaltigere Gebäudelösungen zu investieren
  • Lösungsansätze willkommen: 35 % könnten auf Neubau verzichten und stattdessen bestehende Gebäude renovieren – 27 % sehen in Dachaufstockung mögliche Alternative, um neuen Wohnraum zu schaffen
  • Bauen ohne Boden: Um Bodenversiegelung einzudämmen, braucht es langfristige Lösungen zur Nachverdichtung und ein Umdenken der Gesellschaft

Wolkersdorf, Dezember 2023 – Tagtäglich werden in Österreich rund 11,3 ha Boden versiegelt – eine Fläche von mehr als 14 Fußballfeldern. Dies zeigt der 3-Jahresmittelwert des Bundesumweltamts. Der größte Anteil entfällt dabei auf Betriebsflächen sowie Wohn- und Geschäftsgebiete1. Doch die negativen Folgen der Flächeninanspruchnahme für Umwelt und Biodiversität sind längst nicht allen bewusst. Immer häufiger gerät in diesem Zusammenhang auch das beliebte Einfamilienhaus in Kritik und wird mitunter auch als Klimasünde deklariert. Doch wie stehen die Österreicher:innen in Zeiten der Klimakrise tatsächlich zum Bau von neuen Einfamilienhäusern? Die Ergebnisse der repräsentativen Velux Studie „Der Traum vom Einfamilienhaus“, bei der 1.005 Österreicher:innen im Alter zwischen 14 und 75 Jahren befragt wurden, geben darauf Antwort. 

Umweltfolgen von Bodenversiegelung wenig bekannt 
Die Studie zeigt, dass der Wunsch nach einem Einfamilienhaus in Österreich nach wie vor groß ist. Fast zwei Drittel (65 %) der Österreicher:innen ist es wichtig, jetzt oder in Zukunft ein eigenes Haus zu besitzen. Die größten Hindernisse beim Hausbau sind dabei aber überwiegend finanzieller Natur. Die negativen Auswirkungen auf Klima- und Bodenschutz durch den Bau von neuen Einfamilienhäusern sehen hingegen nur 17 Prozent der Befragten als große Hürde. 

Nachhaltigkeit und Umweltschutz haben im Zusammenhang mit Hausbau noch einen relativ geringen Stellenwert bei den Österreicher:innen: So ist das Thema nur für rund ein Viertel (24 %) von hoher Bedeutung. Darüber hinaus ist allgemein nur 35 Prozent der Befragten vollkommen bewusst, dass Bodenversiegelung durch Neubau negative Effekte auf die Umwelt und Artenvielfalt in Österreich hat. 

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass das Thema ‚nachhaltiges Bauen‘ in Österreich noch nicht wirklich in der breiten Bevölkerung angekommen ist. Vor allem in Bezug auf die negativen Umweltauswirkungen durch die stetig voranschreitende Bodenversiegelung braucht es eindeutig mehr Aufklärungsarbeit. Dazu gilt es, allgemein mehr Sichtbarkeit für diese Problematik zu schaffen und gleichzeitig realisierbare wie stimmige Alternativen zum Neubau auf der grünen Wiese aufzuzeigen“, erklärt Bernhard Hirschmüller, Geschäftsführer Velux Österreich. 

Österreicher:innen offen für Alternativen, aber nicht um jeden Preis 
Immerhin ist fast ein Viertel (24 %) der Befragten dazu bereit, der Umwelt zuliebe beim Hausbau Abstriche zu machen oder mehr Zeit zu investieren, um umweltfreundliche Gebäudelösungen zu finden. So kann sich beispielsweise mehr als ein Drittel (35 %) vorstellen, anstelle eines Neubaus, eine bestehende Immobilie zu kaufen und ggfs. zu renovieren, um keinen zusätzlichen Boden in Anspruch zu nehmen. Auch eine Dachaufstockung zur Schaffung von neuem Wohnraum ist eine mögliche Alternative zum Neubau, die für 27 Prozent denkbar ist. Geht es ums Finanzielle, sieht die Sache allerdings schon etwas anders aus: Nur 14 Prozent sind vollends dazu bereit, mehr Geld für nachhaltigere Lösungen zu investieren. 

Umdenken des Wohnraums 
Um leistbaren neuen Wohn- und Lebensraum zu schaffen und zugleich die weitere Bodenversiegelung in Österreich einzudämmen, gilt es, nachhaltigere und wirtschaftliche sinnvolle Alternativen zum Neubau in Betracht zu ziehen. „Ein zentraler Schlüssel dazu ist, den vorhandenen Gebäudebestand besser und effizienter zu nutzen. Sei es beispielsweise durch die Nachverdichtung von bestehenden Einfamilienhäusern durch Zubauten bzw. Gebäudeaufstockungen oder die Aktivierung von Leerständen mittels Dachgeschossausbauten. So kann zusätzlicher und auch leistbarer Wohnraum geschaffen werden, ohne neuen Boden zu versiegeln“, so Hirschmüller. 

Bodenversiegelung eindämmen: Initiative Bauen ohne Boden 
Um den Umwelt- und Klimaschutz der Baubranche voranzutreiben sowie der Bodenversiegelung gegenzusteuern, ist Velux Teil der Initiative Bauen ohne Boden – einem Zusammenschluss aus der Interessensgemeinschaft Innovative Gebäude, smartvoll Architekten, Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen, Velux sowie dem Bundesministerium für Klimaschutz. Die Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, Möglichkeiten aufzuzeigen und voranzutreiben, den vorhandenen Gebäudebestand besser und effizienter zu nutzen, um die weitere Bodenversiegelung in Österreich einzudämmen. Im Fokus stehen dabei vor allem vier Ansätze:

  • Nutzung von Industrie- und Gewerbebrachen: die Gebäude sollen dabei so weit wie möglich erhalten bleiben (embedded carbon)
  • Leerstände aktivieren: Wo sinnvoll den Leerstand von Wohngebäuden und Wohnungen nutzen
  • Nachverdichtung von Einfamilienhäusern: aus Einfamilienhaus wird Zweifamilien- oder sogar Dreifamilienhaus
  • Gebäudeaufstockung: beispielsweise durch Dachgeschossausbauten, um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, ohne neuen Boden zu versiegeln

Über die Studie 
Im Auftrag von Velux Österreich befragte das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent im Mai 2023 insgesamt 1.005 Personen österreichweit im Alter zwischen 14 und 75 Jahren zu ihrem Einstellungsverhalten gegenüber dem Thema „Hausbauen und Immobilienbesitz“. Die Ausgangsstichprobe wurde gewichtet und ist repräsentativ für die österreichische Gesamtbevölkerung. 

1 Umweltbundesamt, Flächeninanspruchnahme 2021, hier verfügbar.